Selbst mitmachen: ehrenamtliche Hospizbegleitung
Die Hospizbewegung ist aus ehrenamtlichem Engagement entstanden und wird bis heute ganz wesentlich von ehrenamtlichen Kräften getragen. Ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter arbeiten im ambulanten Bereich genauso wie in stationären Hospizen und auf Palliativstationen. Hier erfahren Sie mehr über die Möglichkeiten, sich in der Hospizbewegung zu engagieren.
Bedeutung des Ehrenamts in der Hospizbewegung
Im „Mutterland“ England und auch in Deutschland gründet die Hospizbewegung im Ehrenamt. Im Laufe der Zeit wuchsen viele einst kleine Hospizgruppen zu breit aufgestellten Vereinen mit vielfältigem Angebot, vom ambulanten Hospizdienst bis zu stationären Hospizen. Mit ehrenamtlichem Engagement alleine sind die Aufgaben von Hospizvereinen längst nicht mehr zu stemmen. Hauptamtliche Fachkräfte kümmern sich um die Palliativmedizin und Palliativpflege und verantworten teilweise auch Aufgaben z. B. im Management und der Öffentlichkeitsarbeit. Doch das Rückgrat der Hospizbewegung bilden wie eh und je die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter. Sie werden nach deutschlandweit einheitlichen, sehr hohen Qualitätsstandards geschult. Sie wirken an der Seite schwerstkranker Menschen und ihrer Angehörigen genauso wie in der Gremienarbeit und in der Organisation. Ohne das Ehrenamt gäbe es keine Hospizbewegung.
Wer ist der „typische“ Hospizbegleiter?
Hospizvereine und Hospizgruppen freuen sich über möglichst vielfältige Verstärkung ihres Teams. Manchmal fällt es einem schwerstkranken Mann leichter, über persönliche Angelegenheiten ein Gespräch unter Männern zu führen. Manchmal öffnet sich ein jüngerer Mensch einem Gleichaltrigen, z. B., weil beide den Musikgeschmack teilen oder über Social-Media-KanäleSocial Media einen Draht zueinander finden.
Beim Engagement in der Hospizbewegung zählt nicht das Geschlecht oder Alter, sondern allein die Persönlichkeit. Vielfalt macht Hospizteams stark, auch junge Menschen sind sehr willkommen. Wenn Sie sich also vorstellen könnten, schwerstkranke Menschen, ihre Angehörigen und Freunde zu begleiten: Melden Sie sich bei einem Hospizverein oder einer Hospizgruppe in Ihrer Nähe.
Mitmachen: So können Sie sich engagieren
Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter
- besuchen Menschen zu Hause, in Alten- und Pflegeeinrichtungen, im stationären Hospiz oder auf einer Palliativstation.
- engagieren sich nach ihrer Ausbildung meist zwei bis vier Stunden pro Woche.
- tun, was den schwerstkranken und sterbenden Menschen gut tut: Sie reden oder schweigen miteinander. Sie lesen vor, spielen, singen gemeinsam … Sie machen kleine Ausflüge, übernehmen Erledigungen, nützliche Handgriffe. Sie helfen, die letzten wichtigen Dinge zu erledigen. Sie halten die Hand. Und wenn es nichts mehr zu tun und zu sagen gibt: Dann sind sie einfach da.
- übernehmen teilweise auch Tag- oder Nachtwachen, z. B. bei Menschen, die im Sterben sehr unruhig sind – und sich entspannen, wenn sie die Anwesenheit eines anderen Menschen spüren.
- sind Ansprechperson für die Familie und die Freunde schwerstkranker und sterbender Menschen.
- können – nach einer speziellen Weiterbildung – auch Trauergruppen begleiten oder leiten.
Gut zu wissen …
Ob im ambulanten oder stationären Einsatz, ehrenamtliche Hospizbegleiter sind nie auf sich allein gestellt. Es gibt immer erfahrene ehrenamtliche Kollegen oder Fachkräfte, mit denen sie sich austauschen können.
Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter leisten keine pflegerische Arbeit. Das übernehmen Pflegedienste, Palliative-Care- oder SAPV-Teams. Pflegekräfte und Ehrenamtliche ergänzen einander und arbeiten oft in enger Abstimmung.
Sie möchten sich ehrenamtlich engagieren, doch in der Uraufgabe der Hospizbewegung – der Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen und ihrer Familien – sehen Sie sich (noch) nicht? Es gibt viele andere Möglichkeiten, Hospizvereine oder Hospizgruppen tatkräftig zu unterstützen. Zum Beispiel
- in der Öffentlichkeitsarbeit
- bei Veranstaltungen und Festen
- bei der Pflege der Vereins-Website
- im Telefondienst oder in der Verwaltung
„Sterbende Menschen zu begleiten: Das traue ich mir nicht zu.“ – In Hospizvereinen gibt es viele andere wichtige ehrenamtliche Aufgaben, z. B. in der Veranstaltungs-Orga oder der Öffentlichkeitsarbeit.
Ausbildung: Wie werde ich Hospizbegleiter/in?
Die Hospizbegleitung ist eine bereichernde, aber auch sehr anspruchsvolle Aufgabe. Entsprechend umfassend und intensiv werden Sie in das Thema eingeführt und auf Ihr ehrenamtliches Engagement vorbereitet. Hospizvereine bieten Seminare an, die auf verbindlichen Qualitätsstandards beruhen.
Hier erhalten Sie erste Einblicke in die Ausbildungsinhalte (Die Angaben sind teilweise der Broschüre „Qualitätsanforderung zur Vorbereitung Ehrenamtlicher in der Hospizhilfe“ der Bundesarbeitsgemeinschaft HOSPIZ entnommen):
- Die eigenen Biografie
Welche Erfahrungen mit Sterben, Tod und Trauer habe ich selbst gemacht? Was sind meine Werte, meine Überzeugungen? Welche Ängste und Hoffnungen bewegen mich? - Die Helferpersönlichkeit
Welche Helferrollen und Helfertypen gibt es? Welche Grenzen sind zu beachten? Was bedeutet „einfühlen“, „mitfühlen“, „mitleiden“? Wie schütze ich mich selbst, wie beuge ich einem Burn-out vor? Aus welchen Quellen kann ich Kraft schöpfen?
- Umgang mit Sterbenden, deren Angehörigen und Freunden
Wie verläuft ein Sterbeprozess? Wie drücken sich sterbende Menschen aus? - Umgang mit Trauer
Wie verläuft Trauer? Wie können Menschen Trauer bewältigen?
- Das Hospizkonzept
Wie ist die Hospizbewegung entstanden, wo befindet sie sich heute, welche Formen der hospizlichen Begleitung gibt es? Was ist „Palliative Care“? Welche ethischen und rechtlichen Fragen prägen die hospizliche Begleitung? - Die Tätigkeit im Hospizdienst
Wie arbeiten Menschen aus verschiedenen Berufen und Fachrichtungen im Hospizteam zusammen? Welches Selbstverständnis hat das Ehrenamt? Welche organisatorischen und rechtlichen Aspekte sind wichtig?
- Kontakt und Kommunikation
Wie gelingt das Kennenlernen? Wie schneide ich behutsam wichtige Themen an? Was drücken Menschen mit ihrer Körpersprache aus? Was ist „aktives Zuhören“? - Spiritualität und Religiosität
Welche Gottesbilder und Jenseitsvorstellungen gibt es? Welche Rituale und Bräuche in der Sterbebegleitung werden in verschiedenen Religionen gepflegt? Wie gehe ich mit Werten und Überzeugungen um, die sich von meinen unterscheiden?
Die theoretische Ausbildung ergänzt ein umfassender Praxisteil. Angeleitet von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen machen Sie erste eigene Erfahrungen in der Sterbe- und Trauerbegleitung.
Supervision, Fortbildung
Die spätere ehrenamtliche Praxis begleiten Angebote wie Supervision und Reflexionsgespräche. Außerdem gibt es vielfältige Fortbildungen für ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter.
Ehrenamt: Infos & Kontakt
Anlaufstellen für Interessierte
Wenn Sie mehr über die ehrenamtliche Hospizbegleitung erfahren oder sich selbst engagieren möchten, wenden Sie sich am besten an einen Hospizverein in Ihrer Nähe.
Hospizvereine in Bayern: alle Adressen
Weiterführende Impulse
Ein interessanter Beitrag über die Rolle der Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit stammt von Prof. Dr. Christoph Student, Facharzt u. a. für Palliativmedizin.
Artikel „Rolle der Ehrenamtlichen“
Auf seiner Website finden Sie weitere Texte zu unterschiedlichsten Fragen der Sterbe- und Trauerbegleitung.