Ein selbstgemaltes Bild
Bayerische Stiftung Hospiz

Mobile Ausstellung: „Wo Worte fehlen“ 

Den Tagen mehr Leben geben: Diesen Leitgedanken der Hospizbewegung unterstützt auch die Kunsttherapie und Kunstbegleitung. 28 eindrucksvolle Bilder zeigt unsere mobile Ausstellung „Wo Worte fehlen“. Interessierte können Sie bei uns kostenlos ausleihen.

Über die mobile Ausstellung

Die Ausstellung „Wo Worte fehlen“ zeigt Bilder, die schwerstkranke Menschen in Zusammenarbeit mit der Kunstmalerin Marianne Kraus geschaffen haben. Sie wurden der Bayerischen Stiftung Hospiz als Schenkung übergeben. Die Bilder sind in kräftigen, lebendigen Farben gehalten. Im Zusammenspiel mit ihren Titeln (wie zum Beispiel „Ich öffne die letzte Türe …“ oder „Irrwege. Ich hatte den Mut, mich zu irren“) erzählen sie Geschichten: den Rückblick auf ein Leben, die Auseinandersetzung mit der Gegenwart, den Blick in die Zukunft, aufs eigene Sterben.

Mehr erfahren: Gedanken der Künstlerin Marianne Kraus über die Kunstbegleitung finden Sie weiter unten.

Einblicke in die Kunsttherapie auf einer Palliativstation gibt unsere Reportage: „Es bleibt noch was“

Hintergrund: Über die Kunstbegleitung

Von Marianne Kraus

Niemand ist so schwach, dass er nicht noch etwas lernen könnte ... Hospiz ist ein Ort des Lebens und wo gelebt wird, kann auch gemalt werden. Ein Mensch, der zu den Farben greift, lässt sich ein auf einen schöpferischen Dialog mit seiner Innen- und Außenwelt. Die hier vorgestellten Bilder sind entstanden in der künstlerischen Arbeit der Palliativstation „Johanneshospiz" am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München und des dort angebundenen ambulanten Hospizes der Caritas. Kunstbegleitung, nicht Kunsttherapie heißt das Angebot, weil der Mensch am Ende seines Lebens nicht in erster Linie therapiebedürftig ist. Das Malen auf kleinstem Raum, oft im Bett, soll vor allem Freude machen.

Kunstbegleitung, heißt das Angebot von Marianne Kraus, weil für sie der Mensch am Ende seines Lebens nicht in erster Linie therapiebedürftig ist. Das Malen auf kleinstem Raum, oft im Bett, solle vor allem Freude machen. Kunsttherapeutin Christine Kroschewski dagegen sieht auch therapeutische Ziele. Zum Beispiel, der Angst und Atemnot zu begegnen. Lesen Sie hier ihr Porträt: „Es bleibt noch was“

Die in unserer Arbeit entstandenen Bilder sprechen ihre eigene Sprache ohne Worte. Sie sind mit ihren Farben gelebtes Leben: gelebter Augenblick – festgehalten in der Zeit. Innenbilder des Lebens, zeitlich entstanden und zeitlos gültig. Farbe und Form als Sprache, wo Worte fehlen.

Stellung beziehen zum eigenen Leben

Wer dem Hospizgedanken verpflichtet ist, geht achtsam mit Sterbenden um und behütet sie in ihrem Alleinsein. Am Ende des Lebens geht jeder in die Einsamkeit. Einsamkeit, das heißt: mit Schmerzen bei sich ankommen. Die Bilder, gemalt in der Nähe zum eigenen Tod, erzählen uns von den Räumen des Alleinseins, die wir in ihrem Geheimnis achten und behüten sollen.

Bilder sind geliehenes Leben, das wir anschauen dürfen. Es ist fremdes Leben, in dem wir uns das eine oder andere Mal spiegeln. Die vorgestellten Bilder sind Anreden, die uns zur Antwort und zur Stellungnahme herausfordern. Die Themen des Todes und des Sterbens gehen uns alle an, nicht nur die Betroffenen. Jeder muss Stellung beziehen: zu seinem eigenen Tod, zum Tod der anderen, damit auch zu seinem gegenwärtigen Leben.

Geschichten hinter den Bildern: ein Beispiel

Horst liebte die Karibik. Sein Wunsch war, einen leichten und klaren Himmel malen zu könnenmalen. Aus der Fülle der Farbtuben, wählte er Rot als Himmelsfarbe. Rot: die Farbe des Schmerzes. Mitten auf dem Bild ist eine Türe zu sehen: „Ist diese Türe auch in der Karibik?“ – „Nein“, meinte er, „dies ist meine Türe, meine Palme, mein Himmel, der näher kommt. – Eines Tages werde ich diese Türe öffnen.“ Öffnen – offen sein für den letzten Weg – durch die Türe gehen, um anzukommen ...